Beim Online-Netzwerktreffen “Gemeinschaft Gemeinde - Familienfreundlichkeit verbindet” drehte sich alles rund um das Thema des diesjährigen Österreichpreises. Zwei Best Practices und ein Fachinput lieferten wertvolle Einblicke, wie Gemeinden den Zusammenhalt stärken und die Generationen verbinden können.

Österreichpreis 2025
Eingehend begrüßte Elisabeth Wenzl, Geschäftsführung der Familie & Beruf Management GmbH, die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und stellte das Thema sowie die Eckdaten des diesjährigen Österreichpreises vor. Von 31.3. bis 5.5.2025 können zertifiziert familienfreundliche Gemeinden ihre Projekte zum Thema „Gemeinschaft Gemeinde - Familienfreundlichkeit verbindet“ einreichen. Alle Informationen dazu finden Sie hier.
Generationen verbinden
Anschließend präsentierte Prof.in Dr.in Theresia Wintergerst von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt einen Fachinput zum Thema „Generationen verbinden“. Zunächst erläuterte Frau Wintergerst die verschiedenen Lernweisen der jüngeren und älteren Generationen (fluide und kristalline Intelligenz). Demnach ergänzen sich die beiden Intelligenzarten, da junge Menschen oft schneller lernen, während ältere Menschen tiefere Einsichten und kontextuelles Wissen bieten können. Im Folgenden erörterte Prof.in Dr.in Theresia Wintergerst die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Lebensphasen: Jugendalter (Bedeutung der Peergroup), mittlere Lebensphase („Rush Hour“) sowie die dritte (meist aktive, selbstständige Seniorinnen und Senioren) und vierte Lebensphase (verstärkte Unterstützung und soziale Teilhabe erforderlich). Weiters unterteilte sie den Generationenbegriff in historisch-gesellschaftlich (gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse), genealogisch (Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Generationen) und pädagogisch (unterschiedliche Lern- und Entwicklungsprozesse in unterschiedlichen Lebensphasen).
Um verschiedene Generationen erfolgreich zu verbinden, ist laut Frau Wintergerst Folgendes wichtig: Keine Generation soll die andere dominieren. Demnach ist es essentiell, auf eine ausgewogene und evtl. moderierte Kommunikation zwischen den Generationen zu achten und auch die unterschiedlichen Aufmerksamkeitsspannen zu berücksichtigen. Auch benötigt es für den Austausch sogenannte „dritte Orte“, die für alle erreichbar und gut zugänglich sind und zudem eine entspannte Atmosphäre vermitteln. Die Schaffung solcher Räume unterstützt soziale Netzwerke und stärkt das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Gemeinde. Um ein generationenverbindendes Projekt erfolgreich vor Ort einzufädeln, braucht es auch ein lokales Koordinationsteam, Funktionsträgerinnen und -träger, die das Projekt befürworten, örtliche Helferinnen und Helfer sowie aktive Teilnehmende unterschiedlichen Alters.
Best Practice Gemeinde Radfeld (Tirol)
Lina Haag von der Familie & Beruf Management GmbH und Prozessbegleiterin Martina Rizzo präsentierten anschließend Radfeld als langjährig zertifizierte (seit 2008), familienfreundliche Gemeinde, die zahlreiche Maßnahmen umgesetzt hat. Durch den regen Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern werden in Radfeld immer wieder neue Perspektiven und Ideen gewonnen, die zur Verbesserung der Angebote und Dienstleistungen beitragen. Regelmäßige Evaluierungen ermöglichen es, bestehende Maßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um die Effektivität zu steigern. Als generationenverbindende Maßnahmen bietet die Tiroler Gemeinde unter anderem einen gemeinsamen Mittagstisch (Austausch zwischen Schulkindern und Seniorinnen und Senioren), eine Freiwilligenbörse, Lesepatenschaften und einen Generationenwandertag.
Best Practice Stadtgemeinde Kufstein (Tirol)
Als weiteres Beispiel erläuterte Brigitta Klein, Vizebürgermeisterin Stadtgemeinde Kufstein, die Wichtigkeit der Einbindung aller Generationen für die Stadtentwicklung. Diese fördert nicht nur den sozialen Zusammenhalt und die Gemeinschaft, sondern auch den Austausch zwischen Jung und Alt, wodurch innovative Ideen und Lösungen für städtische Herausforderungen entwickelt werden können. Eine generationenübergreifende Planung trägt dazu bei, dass die Bedürfnisse und Wünsche aller Altersgruppen berücksichtigt werden, was zu einer höheren Lebensqualität führt.
2018 wurde in Kufstein zudem ein Jugendgemeinderat ins Leben gerufen, um die Stimme der Jugendlichen in der Gemeinde zu stärken. Er verfügt über ein eigenes Budget, das es den Mitgliedern ermöglicht, Projekte und Initiativen selbstständig zu finanzieren und umzusetzen. Der Jugendgemeinderat fördert die aktive Teilnahme junger Menschen an der Gemeindepolitik und ermöglicht den Austausch zwischen verschiedenen Generationen.
Ein eigenes Kinder-, Jugend- und Familienbüro dient in Kufstein als zentrale Anlaufstelle für Familien. Es bietet Informationen, Beratungen und Unterstützung in Bereichen wie Bildung, Freizeit und soziale Integration für Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Das Büro organisiert Veranstaltungen und Projekte, um die Bedürfnisse der Familien zu identifizieren und zu adressieren, sowie um die Gemeinschaft zu stärken.
Anna Kickenweitz aus dem Jugendgemeinderat stellte das Projekt "Generationen Speed Dating" vor, das darauf abzielt, den Austausch zwischen Jugendlichen und älteren Bürgerinnen und Bürgern zu fördern, Klischees abzubauen und den Dialog zwischen den Generationen zu ermöglichen. Aufgrund zahlreicher Grippeerkrankungen fand das Projekt nur in kleinem Rahmen statt, wurde aber dennoch sehr positiv aufgenommen. Eine Fortsetzung ist bereits in Planung.
Breakout-Sessions zu Generationsthemen
Abschließend wurden in digitalen Kleingruppen Maßnahmen gegen soziale Isolation in verschiedenen Lebensphasen (Jugendliche, Elternschaft, Seniorinnen und Senioren) diskutiert und im Plenum präsentiert.
Jugendliche:
- Jugendparlament, Jugendtreff, Landjugend und Vereine
- Wichtigkeit eigener Treffpunkte für verschiedene Jugendgruppen
- Generationenfeste und Sportveranstaltungen
- Digitale Generationentreffen: Jugendliche unterstützen Seniorinnen und Senioren
- Gemeinsame Kochkurse für Alt und Jung
Elternschaft:
- Hebammenbesuche nach der Geburt für Mütter und Väter
- Bürgermeisterbesuche bei Neugeborenen mit Geschenken
- Baby- und Kleinkinderempfang mit Buchgeschenk und Baumpflanzung
- Bibliotheksausweis für Kinder als Leseförderung
- Bildungspass mit Übersicht zum Bildungsweg
- Gratis Frühstück in Volksschulen mit früher Öffnung
Seniorinnen und Senioren:
- Gründung einer Servicestelle in der Gemeinde für die Generation 50+
- Beratung und Unterstützung
- Organisation von Veranstaltungen
- Vernetzung durch WhatsApp-Gruppe
- Seniorenverein in der Region
- Gesundheitstreff/Senioren-Café: Vortrag zu bestimmtem Thema und Austausch
- Communitynurse
- Wandertreff
- Zeitpolsterprojekt: Hilfeleistungen werden "angespart"
- Generationenübergreifender Chor